Meer bitte – Auswandererblog

VON BERLIN NACH MIAMI, WALES UND NUN MANCHESTER

UNSERE ERSTEN TAGE IN MIAMI

Eine Auswanderung möchte gut durchdacht und organisiert sein. Für gewöhnlich hat man auch viele Monate Zeit sich ausreichend zu informieren und Gedanken zu machen. Wer meine vorherigen Beiträge gelesen hat weiß, dass uns der Luxus Zeit nicht vergönnt war, und wir unsere Auswanderung in nicht einmal drei Monaten durchgezogen haben. Mit allem Drum und Dran. Aber was muss man tatsächlich vor Ort noch erledigen, um ins neue Leben zu starten?

SCHWITZT DU NOCH, ODER SCHMILZT DU SCHON?

„Puhhhhh ist das heiß hier!“ Das war mein allererster Gedanke, als ich aus dem klimatisierten Flughafen gegen die “Wand” lief, die einem draußen erwartet. “Das kann ja noch heiter werden.” Hitze bekommt meinem Kreislauf erfahrungsgemäß nicht besonders gut. Warum ziehen wir eigentlich nach Miami? Ich werde mich schon daran gewöhnen, dass sagen mir hier zumindest alle Einheimischen. Nun nach zwei Jahren kann ich sagen, dass da tatsächlich was dran ist.

ANKUNFT IN DER FERIENWOHNUNG

Nachdem wir in unserer Airbnb Wohnung angekommen sind, haben wir uns als erstes um unsere Katzen gekümmert. Praktischerweise gab es nicht weit entfernt einen PetCo Shop in dem wir Futter und diverse Utensilien bekommen haben. Das verlief ganz unspektakulär, also Häkchen setzten. Anschließend mussten wir unbedingt zum Strand und wenigstens unsere Füße ins Wasser halten. Die erwartete Abkühlung blieb leider aus. Das Wasser war so unglaublich warm, dass ich lachen musste. Das kann doch nicht sein, so warmes Meerwasser hatte ich noch nie gespürt. Es muss um die 30°C gewesen sein. Aber egal, es ist Meerwasser und wir sind am Strand. Klingt für mich nach Urlaub, der nun jeden Tag möglich ist. Am Abend waren wir noch im Publix Supermarkt einkaufen und haben schnell festgestellt, dass auf dem Beach nichts günstig ist. Mit dieser Erkenntnis sind wir nur noch in Bett gefallen, denn am nächsten Morgen geht es zur Bank.

Auf dem Bild sieht man wie meine beiden Katzen auf meinem Bett liegen uns relaxen.

Alles wie immer.

Auf dem Bild sieht man unsere zwei Fahrräder.

Unsere ersten Fortbewegungsmittel

Auf dem Bild sieht man mich wie ich vor einem gigantischen Pick Up stehe.

Unser erstes Auto. Wir wollen uns schließlich schnell integrieren. Nein, ist nur Spaß, dieses Beast ist dann doch ne Nummer zu groß und vermutlich braucht man dazu seine eigene Tankstelle.

WIE ERÖFFNET MAN EIN BANKKONTO?

Wer als Ausländer ohne Sozialversicherungsnummer ein Bankkonto eröffnen will, geht am besten zu Bank of America. Das ist laut meinen Recherchen sogar die einzige Bank bei der das möglich ist. Von Deutschland aus hatten wir bereits einen Termin vereinbart, damit wir sofort ein Konto haben auf dem das Gehalt überwiesen werden kann. Ein Konto zu eröffnen ist an sich kein Hexenwerk, aber man sollte Zeit mitbringen. Es sind viele Arbeitsschritte, aber am Ende des Tages hatten wir insgesamt zwei Konten. Die Debitkarten (Geldkarten) werden per Post zugeschickt (da wir ja noch keine feste Adresse hatten, gaben wir die Büroadresse vom Arbeitgeber an). Das funktioniert also ganz ähnlich wie in Deutschland. Was allerdings komplett anders abläuft, ist die Art und Weise wie man hier seinen Score aufbaut, also seine Credit History. Da es bei uns noch keine History gibt, ist unser Score konsequenterweise schlecht. Das heißt im Klartext, wenn wir uns beispielsweise ein Auto finanzieren möchten, legt die Bank einen Zinssatz fest der sich am Score orientiert. Schlechter Score = hohe Zinsen, guter Score = niedrige Zinsen. Sich einen guten Score zu erarbeiten ist eigentlich nicht schwer, aber man braucht Zeit. Aber genau die haben wir nicht. Wir brauchen sofort viele Dinge und vor allem einen fahrbaren Untersatz. Deshalb haben wir beschlossen im ersten Monat einen Mietwagen zu nutzen.

So baut man seine Credit History auf:
1. Regelmäßige Einzahlungen müssen auf das Konto eingehen (Gehalt).
2. Es muss immer Summe X auf dem Konto sein.
3. Man sollte nicht mehr als 30% seiner Kreditkarte nutzen.
4. Rechnungen und Raten immer pünktlich zahlen.

So verfährt man ca. sechs bis neun Monate. Dann sollte sich die Credit History vernünftig aufbauen. Finanzierungen sind hier das A und O. Wer viel least und immer pünktlich zahlt erarbeitet sich einen traumhaften Score. Wenn man alle größeren Anschaffungen wie Beispielsweise ein Auto sofort auf einmal bezahlt, tut man seinem Score keinen Gefallen, da man nicht regelmäßig Zahlungen tilgt. Man muss also zunächst Schulden machen… die Banken wollen ja schließlich auch was verdienen.

WIE FINDET MAN EINE WOHNUNG?

Es gibt online so viele Möglichkeiten nach Wohnungen zu suchen, zum Beispiel zillow, apartmentstrulia oder craigslist um nur einige zu nennen. In Deutschland hatten wir uns schon vorab informiert was für Wohnungen in unserem Budget liegen und haben unseren Makler, welcher uns von Kollegen empfohlen worden ist, unsere Vorstellungen geschickt. Der Makler wird übrigens vom Vermieter bezahlt. An unserem dritten Tag in Miami haben wir uns schon zu Wohnungsbesichtigungen verabredet. Gleich fünf Wohnungen will uns der Makler zeigen. Die ersten zwei Wohnungen befanden sich im selben Gebäude auf der Bayseite von Miami South Beach. Die erste Wohnung gefiel uns sofort. Sie war geräumig, hell und hatte einen wunderschönen Ausblick. Leider aber keinen Balkon. Wir hatten schon die letzten sechs Jahre ohne Balkon auskommen müssen. Egal diese Wohnung ist trotzdem toll und sogar größer als unsere alte Wohnung in Berlin. Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Badezimmer verteilen sich auf ca. 80m² im zweiten Stock. Die nächste Wohnung hatte denselben Schnitt und lag im zehnten Stock und verfügte sogar über einen Balkon. Wenn man dort drauf stand und nach links oder rechts schaute, konnte man auch das Meer sehen. Aber direkt davor stand schon das nächste Gebäude. Tja, also dann brauch ich auch keinen Balkon. Zwei Häuser weiter warteten die nächsten zwei Wohnungen auf uns. Diese wurden gerade renoviert. Sie waren etwas kleiner aber dafür sehr schön und modern, aber auch hier war die Aussicht nicht gerade weitsichtig und auch der Poolbereich war im anderen Haus schöner. Wie? Was? Poolbereich? Hebt die jetzt völlig ab? Ja das könnte man meinen, aber tatsächlich ist das hier in vielen Kondominium fast Standard, zumindest auf Miami Beach. Auch ein Fitnessstudio gibt es hier. Die letzte Wohnung war die kleinste, dennoch eine der schönsten. Aber auch hier konnte die Aussicht nicht mit der ersten Wohnung mithalten. Und einen Pool gab es auch nicht. Meine Schwiegermutter und ich hatten uns sofort in die erste Wohnung verliebt. Nur mein Mann musste noch etwas überzeugt werden. Das war aber die kleinste Hürde… wir hatten ja keine Ahnung was da noch auf uns zukommt.

Bürokratie können nicht nur die Deutschen. Die Amerikaner stehen uns hier im nichts nach. Es gibt da nämlich auf der einen Seite den Wohnungseigentümer (Landlord), der wiederum eine Firma beauftragt hatte, sich um die Mieterangelegenheiten zu kümmern. Auf der anderen Seite gibt es das Hausmanagement von unserer hoffentlich neuen Wohnung. Unser Makler war das Bindeglied zwischen uns und der Firma, welche wiederum den Landlord über alles informiert hatte. Wer es kompliziert mag… bitte. Beide Parteien (also Firma und Hausmanagement) haben wir mit sorgfältig ausgefüllten Formularen versorgt. Das Hausmanagement wollte sogar Fotos von unseren Katzen haben (ist kein Witz). Des Weiteren mussten wir 250 Dollar für die Katzen bezahlen, weitere 150 Dollar pro Person Anmeldegebühr und weil es so schon war 100 Dollar Einzugsgebühr. Der Witz dabei ist, dass wir dieses Geld nicht zurück bekommen falls wir aus irgendwelchen Gründen abgelehnt werden. Da kommt Freude auf. Der Landlord möchte natürlich auch noch Geld sehen, und Schwupps da waren vier Monatsmieten weg. Zum Einen die erste und die letzte Miete, und zum Anderen zwei Mieten als Kaution. Und dass alles im Voraus. Geld ansparen ist absolute Pflicht!

WIE FINANZIERT MAN EIN AUTO?

Amerikaner lieben ihre Autos, dass ist kein Vorurteil. Jede noch so kurze Strecke wird gerne mit dem Auto zurückgelegt. Davon bin ich persönlich nicht so begeistert, da ich gerne zu Fuß unterwegs bin oder auch das Fahrrad nutze. Aber wie schon am Anfang des Beitrages erwähnt, ist das Klima hier echt nicht ohne. Da überlegt man schon zweimal ob man zu Fuß die 15 Minuten zum Supermarkt zurücklegt oder nicht. Wenn es kein großer Einkauf ist, dann laufe ich trotzdem lieber und springe danach unter die Dusche, oder aber in den Pool. Egal… ich schweife vom Thema ab. Es soll doch um Autos gehen. Besonders große Auswahl hatten wir nicht, da nur die deutschen Autohersteller wie VW, Audi und BMW Leasingverträge mit Ausländern abschließen. Die haben ein spezielles Programm für Expats. Nachdem wir uns bei einigen Autohäusern informiert hatten, beschlossen wir einen Wagen bei VW zu leasen. Hier bekommt man viel Auto für sein Geld. In unserem Fall einen VW Jetta Sportline. Mit dem sind wir auch super zufrieden. Wenn alles glatt läuft geht man zu seinem Autohändler, sagt was für einen Wagen man möchte, füllt hunderte Formulare aus und kann sein neues Auto noch am selben Tag mitnehmen. Das Autohaus kümmert sich hier um wirklich alles (Nummernschild, Plakette, Registrierung etc.). Wartezeiten sind hier äußerst selten, da die Amerikaner hier enorm viel Platz haben und somit eine gigantische Anzahl an Autos vor Ort haben.

Man kann natürlich auch einen Gebrauchtwagen kaufen. Wenn wir das nötige Geld gehabt hätten, dann hätten wir uns wahrscheinlich auch einen gebrauchten gekauft. Da wir ja aber so schnell ausgewandert sind, hatten wir keine Zeit zum Sparen. So hat uns am Ende das Geld gefehlt. Also sparen, sparen, sparen.

JOBSUCHE

Wie in meinen vorherigen Artikeln bereits erwähnt kamen wir nach Miami, weil mein Mann ein Jobangebot erhalten hatte. Dieser Glücksumstand ist natürlich super, da von Tag eins an Geld in die Kasse kommt. Für mich ist die Situation allerdings komplett neu und ungewohnt. Nach meinem Abi habe ich ganz gewissenhaft eine solide Ausbildung absolviert und anschließend immer gearbeitet. Diese Abhängigkeit hinterlässt schon einen bitteren Beigeschmack. Nun lastet die ganze finanzielle Verantwortung allein auf den Schultern meines Mannes. Mein Plan mich hier vor Ort um eine Arbeitserlaubnis zu kümmern wurde schnell zunichte gemacht. Da ich keiner Minderheit angehöre, keine speziellen Fähigkeiten besitze und generell keinen Sonderstatus habe, bekomme ich keine Arbeitserlaubnis. Amerikaner gehen schließlich vor. Das kann ich ja auch nachvollziehen, aber wer gewillt ist zu Arbeiten und in einem Berufsfeld jahrelange Erfahrung mitbringt und die Sprache beherrscht, dem muss man es ja nicht so unglaublich schwer machen, oder? Da wir auch in keiner finanziellen Notlage stecken sondern mein Mann genug für uns verdient wird das also nichts mit der Arbeitserlaubnis. Die einzige Möglichkeit wäre ein Studentenvisum zu beantragen. Damit dürfte ich halbtags arbeiten, aber das Studium ist leider nicht kostenlos, somit beißt sich hier die Katze in den Schwanz.

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