Meer bitte – Auswandererblog

VON BERLIN NACH MIAMI, WALES UND NUN MANCHESTER

ALLE JAHRE WIEDER – HURRICANE SEASON

Die Hurricane Highseason (August bis Oktober) steht vor der Tür. Zeit sich mal wieder vor Augen zu führen worauf man im Falle der Fälle achten sollte. Wie wir uns vor Hurricane Irma im vergangenen Jahr geschützt haben und wie die Vorhersagen für 2018 lauten, erläutere ich in diesem Beitrag.

Zunächst möchte ich jedoch noch einige Fakten über diese gewaltigen Stürme loswerden. Hurricanes sind insbesondere in unseren Breitengraden ein jährliches Phänomen, bei dem jedes mal ganze Existenzen zerstört werden. Aber was genau ist ein Hurricane und wie entsteht er? Ein kurzer Throwback (sorry, dieser Anglizismus musste sein) in den Erdkundeunterricht:

WAS IST EIN HURRICANE?

Um als Hurricane bezeichnet zu werden, muss ein Sturm mindestens Windstärke 12 erreichen (118–133 km/h). Der Durchmesser beträgt dabei einige hundert Kilometer.

Ein Hurricane ist ein tropischer Wirbelsturm, der sich vorwiegend über dem Wasser des Atlantiks bei hoher Wassertemperatur (über 26,5 °C) bildet. Das verdunstete Wasser steigt nach oben, daraus bilden sich Wolken und Energie wird freigesetzt. Über der Meeresoberfläche entsteht Unterdruck, wobei Luft mit einem hohen Wasserdampfanteil nachströmt. Daraufhin entsteht oberhalb der Hurricane-Wolken ein hoher Luftdruck, welcher die Luft in Wirbeln entweichen lässt.

Hurricanes beziehen also ihre Energie aus der im Kondensationsprozess freigesetzten Wärme. Sie benötigen deshalb einen ständigen Nachschub an sehr feuchter Luft. Diese kann nur über den warmen Meeren bereitgestellt werden. Hurricanes schwächen sich deshalb über Land rasch ab. Die einhergehenden hohen Windgeschwindigkeiten, Wellen und starken Regenfälle eines Hurricanes sind dennoch in der Lage Sturmfluten, Erdrutsche, Küstenerosion und Überschwemmungen auslösen.

WETTER VORHERSAGEN IN DEN USA

Die Wetter Vorhersagen sind hier im Allgemeinen sehr viel detaillierter als in Deutschland. Das National Hurricane Center hält immer alle Augen nach potenziellen Hurricanes offen. Auf diese Weise lassen sich Hurricanes oder tropische Stürme recht früh vorhersagen. So hat man in der Regel genug Zeit sich auf einen Sturm vorzubereiten in dem man Nahrung Wasser etc. hamstert, oder dem Naturereignis komplett ausweicht. Außerdem geben TV- und Radiosender ständig neue Updates über die Situation und für die entsprechenden Gefahrenzonen werden emergency alerts an alle Handys geschickt. Es ist also fast unmöglich nicht mitzubekommen, dass ein Sturm bevor steht.

Auch wenn sich mithilfe Mithilfe von Satellitenbildern, Wettererkundungsflügen, Radar und vielen Beobachtungsstationen, die Routen der Hurricanes recht gut prognostizieren lassen, ist die exakte Zugbahn allerdings nur schwer vorherzusagen. Dadurch kommt es immer wieder zu einer verspäteten Evakuierung der küstennahen Regionen.

HOPE FOR THE BEST, PREPARE FOR THE WORST

Das 1×1 des Hurricane Knigge

Zu beginn der Hurricane Season (1. Juni) empfiehlt es sich die wichtigsten Vorräte bereits im Haus zu haben. Wir sind zum Beispiel immer mit Batterien und Dosennahrung ausgestattet. Einen Gaskocher mit mehreren Gaskartuschen haben wir auch. So vermeidet man viel Stress, denn kurz vor einem Sturm ist in den Super- und Baumärkten die Hölle los.

Hurricane

Unser guter alter Aldi.

Hurricane

Hier sollte eigentlich Wasser stehen.

Was in unserem Haushalt allerdings immer noch fehlt ist ein Erste-Hilfe-Set. Das sollte man generell immer zur Hand haben.

Was ist zu tun bevor der Hurricane ankommt?

  • Falls man keine Hurricane sicheren Fenster hat, sollte man diese verbarrikadieren.
  • Alles was nicht niet- und nagelfest ist vom Garten und Balkon entfernen und ggf. Bäume stutzen.
  • Genug Bargeld abheben
  • Auto volltanken und ggf. Benzin für einen Generator abfüllen.
  • Touristen sollten den Mitteilungen vom Hotel, Kreuzfahrtschiff oder Fluggesellschaft genau zuhören. Den Anweisungen von örtlichen Behörden ist Folge zu leisten.
  • Wasser für mindestens drei Tage vorrätig haben. Besser noch für eine Woche. Badewanne und mehrere Eimer füllen um nachzuspülen.

Was ist währenddessen zu tun?

  • Wenn möglich Nachrichten verfolgen
  • Drinnen bleiben, falls es sehr heftig ist, dann in einem Raum ohne Fenster ausharren.
  • Bei Stromausfall alle Stecker ziehen.
  • Auf keinen Fall rausgehen, wenn das Auge des Sturmes direkt über einem ist. Die Ruhe ist nur von kurzer Dauer.
  • Wenn der schlimmste Fall eintritt und die Behausung den Winden nicht standhält, Schutz in der Badewanne suchen.

Was ist nach dem Sturm zu tun?

  • Erst raus gehen wenn die Behörden grünes Licht geben
  • Falls man doch raus gehen muss, unbedingt auf Stromleitungen achten.
  • Haus/Wohnung nach Schäden absuchen und ggf. Bilder für die Versicherung machen.
  • Aufräumen
  • Erhöhte Benzinpreise melden. Wenn der Notstand ausgerufen wurde darf der Benzinpreis nicht steigen.
  • Auf Mücken achten. Die lieben die Post Hurricane Bedingungen.

Die ultimative Hurricane Checkliste

  • Mindestens eine Gallone (3,8 Liter) Wasser pro Person für drei bis sieben Tage
  • Dosennahrung und lang haltbare Snacks für drei bis sieben Tage
  • Dosenöffner (oder Schweizer Taschenmesser)
  • Regenfeste Kleidung und Gummistiefel
  • ggf. Medikamente
  • Hygiene Artikel
  • Erste-Hilfe-Set
  • Aufgeladenes Handy und Battery Pack
  • Taschenlampe, Batteriebetriebenes Radio, Batterien
  • ggf. Tierfutter
  • Wichtige Dokumente in einem Wasserfesten Behälter lagern
    – Wenn nötig medizinische Unterlagen
    – Versicherungen (Sozialversicherung, Auto, Krankenversicherung etc.)
    – Bankinformationen

UNSERE HURRICANE-IRMA-ERFAHRUNG

Wenn der stärkste atlantische Hurricane außerhalb des Golfs von Mexiko und des Karibischen Meeres auf einen zukommt, dann ist einem doch etwas mulmig. Dennoch stand für uns sofort fest, dass wir Irma in unserem Apartment aussitzen werden. Wie in der Liste oben angegeben haben wir uns mit den Wichtigsten Vorräten ausgestattet.

Hurricane

Unser kleiner Vorrat. Der Kühlschrank war auch noch vollgestopft. Die Gaskartuschen waren etwas schwieriger zu bekommen, da der Baumarkt sehr lange auf eine neue Lieferung warten musste.

Da wir in der Evakuierungszone wohnen, waren wir einige der sehr wenigen die in South Beach geblieben sind. In unserem Haus, in dem es über 400 Apartments gibt, sind meiner Einschätzung nach etwa 20 Prozent der Bewohner geblieben. Vorsorglich wurde im gesamten Gebäude die Klimaanlage und Wasser abgestellt, sowie Fahrstühle außer Betrieb gesetzt. Es war also gut warm in unseren vier Wänden. Ganz ehrlich, wenn ich Kinder hätte oder gesundheitliche Probleme, wäre ich auch gegangen. Denn wenn irgendetwas während des Sturms passiert, ist man auf sich allein gestellt. Unser Wohnhaus ist aber ein großer solider Bau mit Hurricane sicheren Fenstern, sodass wir uns hier sehr sicher gefühlt haben. Außerdem liegt unser Apartment in einer recht gut windgeschützten Ecke. Unser größtes Problem war eigentlich nur: “Was machen wir mit dem Hund wenn der mal muss?” Gute Frage. Ich hatte extra Unterlagen gekauft auf welche unsere Joy ihr Geschäft verrichten kann, aber das hat sie nicht ganz verstanden. Das Katzenklo war offenbar auch keine Option für sie. Also blieb uns nur die Tiefgarage. Gewappnet mit einem Beutel zum Vernichten der Beweise hat das auch geklappt.

Es war aber schon ein seltsames Gefühl Miami Beach so leer zu sehen. Wie eine Geisterstadt. Geschäfte wurden verbarrikadiert und kein einziges Auto fuhr die sonst so belebten Straßen entlang. Alle Hotels wurden evakuiert und die berühmten bunten Lifeguard Hütten wurden ebenfalls abgebaut. Einzig und allein auf dem Ocean Drive war ein bisschen was los. Hier hatten sich einige Nachrichtensender positioniert und berichtet. Eine Bar hatte tatsächlich noch auf und bediente die Schaulustigen.

Hurricane

In den meisten Parkhäusern konnte man sein Auto kostenfrei unterstellen bis der Sturm vorüber ist. Es wurde jeder freie Quadratmeter genutzt.

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Die Ruhe vor dem Sturm.

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Unheimlich den Strand so leer zu sehen.

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Miami ist eigentlich kein Surferparadies, aber Irmas Ankunft hat einige waghalsige Surfer herausgefordert. Fotocredit geht an meinen Mann.

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Das Meer ist hier sonst extrem ruhig. Solche Bilder sind sehr selten. Fotocredit geht an meinen Mann

Was macht man eigentlich während des Jahrundertsturms?

Ich habe die meiste Zeit vor dem Fernseher verbracht (so lange wie wir noch ein Signal hatten) und die Nachrichten verfolgt. Nach einer Weile habe ich das sein lassen, hat mich nur verunsichert und irre gemacht. Dann lieber “The Day After Tomorrow” gucken.

Hurricane

Kein Witz. Das lief während der Hurricane auf uns zurollte.

Hurricane

Dieser Moment, wenn Science Fiction zur Realität wird.

Während Irma draußen ihr Unwesen trieb haben wir es uns in unserer Wohnung gemütlich gemacht. Die heftigen Winde von Irma fühlten sich für mich wie gewöhnliche Sturmböhen an. Also ich hätte nicht rausgehen wollen, aber ich hatte es mir noch heftiger vorgestellt. Das ungewöhnliche war natürlich, dass der Sturm so lange wütete. Als Irma dann weiter Richtung Norden vordrang haben wir quasi die Rückseite der Winde abbekommen und die fand ich schon heftiger. Die haben auch viel Regen mitgebracht und dafür gesorgt, dass Downtown unter Wasser stand. Wir hatten schließlich nach einer Weile das TV-Signal verloren sowie Internet, aber Strom war die ganze Zeit da. Das war die absolute Ausnahme wie wir am nächsten Tag festgestellt haben. Wir wohnen sehr nahe am Hafen und offenbar ist unserer Gebäude mit dem Stromnetz vom Hafen verbunden, welches besonders gut geschützt ist.

Hurricane

Normalerweise hat man eine klare Sicht auf den Hafen und Star Island.

Hurricane

Den schönen Kater haben wir auch zu uns genommen, da seine Besitzerin ausgeflogen war. Also zwei Menschen, drei Katzen und ein Hund in der Wohnung. Zum Glück hat der Sturm die Tiere nicht all zu sehr beeindruckt.

South Beach kam glücklicherweise recht gut davon. Aber in anderen Regionen sah es ganz anders aus. Irma traf in den USA vor allem die Florida Keys sehr heftig. Laut der US-amerikanischen Katastrophenschutzbehörde, sind 90 Prozent der dortigen Häuser zerstört oder schwer beschädigt worden. Nach Behördenangaben starben in Florida, Georgia und South Carolina mindestens 39 Menschen durch die Auswirkungen von Irma.

So sah es am Morgen nach Irma aus:

Hurricane

Ocean Drive

Hurricane

Es herrscht Normalität, Sonnen geht immer!

Hurricane

Unsere Straße. Als wir mit dem Fahrrad die Insel erkundet hatten, fuhren wir an mehreren Häusern vorbei, bei denen der Feueralarm ausgelöst wurde. Es gab kein Feuer, aber der Alarm muss nach einer Weile mehr als nervig sein.

Hurricane

RIP Scooter.

Hurricane

Das waren die einzigen umgestürzten Palmen die wir gesehen haben. Von hier aus haben auch die Newsreporter Bericht erstattet.

Hurricane

Ocean Drive

Miami Beach wurde relativ schnell aufgeräumt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Schließlich ist man hier auf die Touristen angewiesen. In den weniger touristischen Gebieten hat es zum Teil sehr lang gedauert, bis die Menschen wieder Strom hatten und Trümmer abtransportiert wurden. Erst vor kurzem hat der Monkeyjungle in Miami wieder eröffnet. Fast ein Jahr nach dem Hurricane.

HURRICANE MARIA

Nur wenige Wochen nach Irma rollte der nächste mächtige Hurricane auf die Karibik zu: Maria. Maria hat Puerto Rico fast komplett zerstört. Während des Sturms ist das komplette Stromnetzt der Insel ausgefallen. Die Reparatur dauerte Monate. Mehr als die hälfte der Bewohner hatte kein Zugang zu Trinkwasser. Treibstoff wurde auch knapp und das Mobilfunknetzt wurde schwer in Mitleideschaft gezogen. Nur elf der 69 Krankenhäuser waren in der Lage ihren Betrieb aufrecht zu erhalten. Die Amerikanische Regierung hat sich sehr schwer getan angemessene Hilfe zu leisten. Auch zwei Monate nach dem Hurricane verfügten nur die Hälfte aller Puerto-Ricaner über Strom und 20 Prozent hatten immer noch keinen Zugang zu Trinkwasser. Aufgrund dieser Unterversorgung und Mangel an Trinkwasser sind laut Puerto-Ricanischen Behörden 1427 Menschen durch Maria und ihre Auswirkung gestorben.

WAS SIND DIE VORHERSAGEN FÜR DIESES JAHR?

Für diesen Jahr sagen die Forscher voraus, dass es eine durchschnittliche, oder leicht überdurchschnittliche Hurricane Season werden wird. Ich bin gespannt. Persönlich kann ich auf so ein Naturschauspiel gut und gerne verzichten. Wer sich fragt wann man am besten nach Florida reisen sollte kann sich hier in meinem Beitrag schlau machen.

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