Meer bitte – Auswandererblog

VON BERLIN NACH MIAMI, WALES UND NUN MANCHESTER

ALLES ANDERS – 10 DINGE DIE HIER EINFACH ANDERS LAUFEN ALS IN DEUTSCHLAND

Auf der anderen Seite des großes Teichs ticken die Uhren etwas anders als in Deutschland. An einige Dinge habe ich mich bis heute noch nicht gewöhnt. Es gibt aber auch Situationen in denen ich denke: “Boah, das fände ich in Deutschland auch gut.” Um was es sich dabei handelt, erfahrt ihr in diesem Artikel. 

ANDERE LÄNDER, ANDERE SITTEN

Wenn man in ein anderes Land zieht, sollte man sich schon bewusst sein, dass in der neuen Wahlheimat der Hase einfach anders läuft. Ob man nun will oder nicht. Uns standen Anfangs auch die Fragezeichen ins Gesicht geschrieben, aber glücklicherweise waren alle Menschen mit denen wir in Kontakt gekommen waren, sehr geduldig und verständnisvoll für uns perfektionistischen Deutschen (das meine ich natürlich positiv).

DAS SIND SIE, DIE 10 DINGE DIE HIER EINFACH ANDERS LAUFEN

1. MAN WEISS NIE SO GENAU WAS MAN AM ENDE ZAHLEN MUSS

Ja, richtig gelesen. Egal ob ich Lebensmittel, Technik oder Kleidung einkaufe, an der Kasse will man immer mehr Geld von mir haben, als ich im Kopf überschlagen habe. Woran liegt das? In den USA werden grundsätzlich die Netto Preise angegeben. Grund: Die jeweiligen Bundesstaaten legen den Steuersatz selbst fest. Hinzu kommt noch, dass Kommunen und Städte oftmals noch ein paar Prozente individuell oben drauf legen.

Zwar beträgt die “Sales Tax” in Florida nur sechs Prozent, aber Miami-Dade County schlägt – wie viele andere Counties in Florida auch – noch einen Prozentpunkt drauf. In Delaware, Montana, New Hampshire oder Oregon hätte ich dieses Problem nicht. Hier gibt es einfach keine Sales Tax. Augen auf bei der Auswanderung 😉

Was ich außerdem noch recht frustrierend finde, sind diverse Gebühren die z.B. bei einer Hotelübernachtung oder beim Onlineticket-Kauf für ein Event auf einmal auftauchen… wie Schneeglöckchen. Ich weiß, dass es in Deutschland auch gewisse Gebühren gibt, aber die halten sich meiner Meinung nach in Grenzen. Hier zahlt man teilweise 30-40% oben drauf und weiß nicht einmal genau wofür.

2. AUF DEN BAUSTELLEN WIRD GEARBEITET

So, jetzt muss ich meine innere Meckerziege zu Wort kommen lassen. Aber ich denke viele Deutsche – vor allem Großstadtmenschen – haben insbesondere Straßenbauarbeiten mehr als satt. Mein Mann und ich waren im Juni diesen Jahres für einige Tage in Berlin und waren von Baustellen umzingelt. Eine kannten wir sogar noch von vor unserer Auswanderung in 2016. Auf ewig langen Autobahnabschnitten sieht man im besten Falle eine Handvoll Bauarbeiter. In der Stadt scheinen die Baustellen hingegen komplett verlassen zu sein. Super nervig und unnötig.

Wer hätte das gedacht, aber hier in Florida bekommt man manchmal garnicht mit, dass überhaupt gebaut wurde. Nun muss man auch sagen, dass die Amerikaner ein sehr Automobil freundliches Volk sind. Alles ist für Autofahrer bestens ausgelegt. Hier gibt es sechsspurige Autobahnen und gigantische Parkplätze. Klar müssen die Straßen im guten Zustand sein.

Hier läuft das folgendermaßen: Abends kommen die Bauarbeiter an und sperren einen Teil der Straße/Autobahn ab und gehen ihrer Arbeit nach… die ganze Nacht lang. Bevor der Berufsverkehr losgeht wird alles zusammengepackt. Am Abend gehts es mit dem nächsten Abschnitt weiter. Finde ich persönlich viel effektiver.

3. DIE HÜRDEN FÜR DIE FAHRERLAUBNIS SIND ZIEMLICH GERING

Bleiben wir beim Thema fahrbarer Untersatz. Die Hürden und Kosten hier seinen Führerschein zu erlangen, sind für den sicherheitsverliebten Deutschen lächerlich gering. Ich fasse das mal in einer kurzen, knackigen Auflistung zusammen… scheint mir passend zu sein.

  • Als erstes geht man zur Zulassungsstelle was hier DMV (Department of Motor Vehicles) heißt
  • Außerdem benötigt man einen Nachweis, dass man den TLSAE-Kurs (Verkehrs- und Drogenmissbrauchkurs) bestanden hat. Kostenpunkt ca. 20-25 USD
  • Unterlagen vorlegen, welche deine Identität und deinen Wohnsitz nachweisen
    (man muss mindestens 16 Jahre alt sein. Es gibt auch auch die Möglichkeit mit 15 Jahren den Führerschein zu machen, aber da gelten dann andere Regeln. Ähnlich wie in Deutschland mit dem Führerschein ab 17.)
  • Theoretische Prüfung bestehen (man kann Fragen einfach überspringen)
  • Fahrprüfung bestehen (findet auf einem Parkplatz statt)
  • 48 USD Gebühren zahlen (vor Steuern versteht sich)

Und schwups, so schnell bekommt man hier seine Fahrerlaubnis. Mit dem Motorrad sieht das nicht unbedingt anders aus. Es ist etwas teurer und nur ein bisschen zeitaufwendiger. Wir haben für einen Wochenendcrashkurs ca. 230 Dollar gezahlt. Wir waren insgesamt acht angehende Motorradfahrer, die ein Wochenende lang auf einem Parkplatz im zweiten Gang slalom gefahren sind und weitere Übungen absolviert haben. Am Ende des Kurses gab es eine theoretische als auch eine praktische Prüfung, welche man absolvieren musste. That’s it. (Ich muss an dieser Stelle allerdings gestehen, dass ich vier Tage gebraucht habe. Was auch lächerlich wenig ist.)

Hier ein direkter Vergleich zwischen meinem deutschen und amerikanischen Führerschein.

4. HANDY ALARM

Ich erschrecke mich heute noch wenn mein Handy plötzlich Alarm schlägt. Etwa zehn Sekunden lang gibt mein Handy Töne von sich, von denen ich nicht einmal wusste, dass es dazu in der Lage ist. Diese Alarmsignale werden an alle Handys geschickt, die sich in der entsprechenden Gefahrenzone befinden. Dazu benötigt man keine Apps, Abos oder sonstiges.

Handy Alarm

So sehen die Warnungen aus.

Laut der Amerikanischen Bundesagentur für Katastrophenschutz (FEMA) sind in den USA mehr als 1.000 Bundes-, Landes-, und lokale Behörden dazu berechtigt, Warnmeldungen zu versenden. Diese Meldungen werden mittels des “Integrierten öffentlichen Warnsystems” (IPAWS) verschickt. So können Agenturen, wie der Nationale Wetterdienst, Hurrikan Warnungen senden. In Kalifornien senden lokale Behörden z.B. Warnmeldungen zu Waldbränden. Aber auch das Nationale Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder (NCMEC) kann die sogenannten AMBER Warnungen verschicken, wenn Kinder als vermisst bzw. entführt gemeldet werden. (Seit September 2016 können nun auch Fotos über das IPAWS verschickt werden.) Laut amberalert.gov wurden in den letzten 21 Jahren 924 Kinder durch das AMBER-Alarm-Systems erfolgreich wieder nach Hause gebracht. Finde ich persönlich sehr nützlich.

5. KRIMINELLE NACHBARSCHAFT

Was weiß man eigentlich über seine Nachbarn? Man grüßt sich freundlich und leiht sich gegenseitig Werkzeug aus, oder? Aber will man wirklich mehr wissen? In Deutschland und auch hier war und ist mir das recht schnurz, solange es ruhig bleibt.

Nun gibt es hier im Überwachungsstaat die Möglichkeit herauszufinden, ob mein Nachbar eine kriminelle Vergangenheit hat. Es gibt diverse Webseiten auf denen man direkt nach Personen suchen kann. Oder aber man gibt seine eigene Adresse ein und sieht wie viele kriminelle Menschen in der eigenen Nachbarschaft leben. Foto, Name, Adresse und Straftat sind einfach so, für jedermann, einsehbar.

Das wäre mit dem deutschen Datenschutzgesetz natürlich niemals vereinbar. In Deutschland dauert es oft extrem lange ehe Fahndungsbilder überhaupt veröffentlicht werden. Denn der Täter hat in Deutschland auch Rechte. Hier in Amerika sind diese recht schnell verwirkt.

Aber fühlt man sich dadurch nun sicherer? Wird man durch das Wissen misstrauischer oder gar paranoid? Verführt die Veröffentlichung der Daten zu Selbstjustiz? Wie ihr seht habe ich da viele Fragezeichen in meinem Kopf. Wie seht ihr das?

6. HAUSUNTERRICHT

Wer denkt, dass Hausunterricht bedeutet, dass Eltern ihre Kinder zu Hause unterrichten, liegt nur teilweise richtig. Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, desto verwirrter wurde ich. Während in Deutschland die Schulpflicht gilt, gibt es hier die “Unterrichtspflicht. Wie in Deutschland auch ist Bildung hier Ländersache. Dementsprechend hat jeder Staat andere Gesetze und Auflagen wenn es um Hausunterricht geht. Etwa 3,4 Millionen Kinder und Jugendliche werden in den USA zu Hause unterrichtet. Diese Angabe beruht auf Schätzungen, da die “Homeschoolers” nicht in jedem Staat registriert werden müssen. Allerdings ist seit Jahren ein Aufwärtstrend zu verzeichnen.

Hausunterricht ist eher als eine Alternative zum standard Unterricht an den öffentlichen Schulen zu verstehen. Eltern können Ihre Kinder in diverse Kurse schicken, in denen Experten ihres Fachs ihr Spezialwissen an die junge Generation weitergeben. Oder Lehrer kommen in die eigenen vier Wände und unterrichten die Kinder. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten seine Kinder außerhalb des öffentlichen Schulsystems zu unterrichten, wobei der Lernstoff vom jeweiligen Staat vorgegeben wird.

Weshalb ist diese Art der Schulbildung so beliebt? Laut air.org geben neun von zehn Eltern an, um die Sicherheit ihrer Kinder besorgt zu sein. Sei es Drogen, Gruppenzwang, Mobbing etc. Andere Gründe sind die Vermittlung moralischer und religiöser Ansichten, aber auch die Tatsache, dass das Kind eine Lernbehinderung oder andere Einschränkungen hat, spielt eine Rolle.

7. DAS GROBMASCHIGE SOZIALE NETZ

In den Vereinigten Staaten von Amerika kann man wunderbar leben, wenn man einen guten Job hat und bei bester Gesundheit ist. Für alle anderen heißt es: Strampeln, strampeln, strampeln. Mir blutet immer wieder das Herz, wenn ich zum Beispiel Senioren sehe, die noch hart schuften müssen um sich ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Obdachlose gibt es hier leider auch mehr als genug, und dass geht hier sehr viel schneller als in Deutschland.

Da erstaunt es mich allerdings sehr, dass es in den USA sehr wohl Sozialversicherungen gibt:

  • Rentenversicherung
  • Arbeitslosenversicherung
  • Unfallversicherung (wird wie in Deutschland auch vom Arbeitgeber übernommen)
  • Krankenversicherung (Medicare) ist Pflicht, bis jetzt. Die Strafbetrag für 2018 beträgt 695 USD pro Erwachsenen oder 2,5% des Haushaltseinkommens, die die Schwellenwerte für die Steueranmeldung überschreiten, je nachdem, was höher ist. Ab 2019 gibt es keine Strafzahlungen mehr. Trumps Werk.
    (Quelle: beginning in 2019 consumers will be able go without coverage and not face a fine.)

Außerdem gibt es 12 US-Sozialhilfe-Programme:

  • Negative Income Tax
    Es gibt zwei Steuerkreditprogramme (EITC und CTC), welche vom amerikanischen Finanzamt für Bundessteuern verwaltet werden, um Geld an einkommensschwache Amerikaner zu verteilen. Die Steuergutschriften erhalten einen “rückzahlbaren” Teil der an Menschen gegeben wird, die für dieses Jahr keine Einkommenssteuer schuldig sind. Daher wird dieser Teil “negative Einkommenssteuer” genannt.
  • SNAP (Supplemental Nutrition Assistance Program)
    Wird vom Landwirtschaftsministerium (USDA) geleitet. Geringverdiener erhalten monatlich eine Art Geldkarte mit welcher sie Lebensmittel einkaufen gehen können.
  • Housing Assistance
    Die meisten Housing Assistance Programme werden von der Abteilung für Wohnungswesen und Stadtentwicklung (HUD) betrieben. Der Löwenanteil des Budgets geht an sogenannte Housing Choice Gutscheinprogramme. Das funktioniert ähnlich wie der Wohnberechtigungsschein in Deutschland. Das Programm zahlt einen bestimmten Anteil der Miete und die Mieter zahlen die Differenz.
  • SSI (Supplemental Security Income)
    Dieses Programm wird von der Social Security Administration verwaltet. Demnach erhalten einkommensschwache Amerikaner eine bestimmte Summe Bargeld. Vorausgesetzt sie sind über 65 Jahre alt oder leiden an einer Behinderung (körperlich oder mental).
  • Pell Grants
    Wird vom Bildungsministerium geleitet. Schülern aus einkommensschwachen Haushalten werden die Kosten für weiterführende Schulen zum Teil übernommen. Ist vergleichbar mit einem Stipendium. Es muss nicht zurück gezahlt werden und die Anzahl an Bewerbern ist stets viel höher als die Anzahl der Pell Grants die vergeben werden.
  • TANF (Temporary Assistance for Needy Families)
    Wird vom Ministerium für Gesundheit und Soziale Dienste (HHS) verwaltet. TANF ist ein gemeinsames Programm von Bund und Ländern zur Unterstützung von einkommensschwachen Familien. Deshalb gibt es in jedem Staat verschiedene Regelungen und Angebote bzw. Dienstleistungen.
  • Child Nutrition
    Dieses Programm wird ebenfalls vom Landwirtschaftsministerium (USDA) übernommen. Schüler bekommen Schulessen – wie Frühstück und Mittag – kostenlos oder reduziert. Je nachdem wie niedrig das Einkommen der Eltern ist.
  • Head Start and Child Care
    Dieses vom Ministerium für Gesundheit und Soziale Dienste (HHS) geleitetes Program, gewährt Vorschulen und anderen Kinderbetreuungseinrichtungen Zuschüsse. Mit diesen werden direkte Hilfsangebote an einkommensschwache Familien gegeben, um die Bildung und Gesundheit des Kindes zu fördern.
  • Job Training Programs
    Diese Programme werden vom Ministerium für Arbeit verwaltet. Hier wird Bewerbungstraining sowie Jobvermittlung angeboten. Quasi wie das Jobcenter in Deutschland. Davon gibt es in den USA ca. 2.500.
  • WIC (Women, Infants, Children)
    Mit diesem Programm erhalten schwangere Frauen und Kinder unter fünf Jahren zusätzliche Lebensmittel. Das Programm bietet auch Ernährungsberatung an.
  • LIHEAP (Low-Income House Energy Assistance Program)
    Dieses Programm wird ebenfalls vom Ministerium für Gesundheit und Soziale Dienste (HHS) geleitet. Hier werden Zuschüsse an Menschen gegeben, welche einen besonders hohen Anteil ihres Einkommens für Heimenergie (Kühlung, Heizung) zahlen.
  • Lifeline (Obama Phone)
    Wird vom Ministerium für Kommunikation (FCC) verwaltet. Geringverdienern wird somit ein monatlicher Telefon- oder Breitband-Internet-Anschluss gewährt. Der Zuschuss ist auf 9,25 Dollar pro Haushalt im Monat begrenzt.

Geringverdiener, Senioren und Menschen mit Behinderungen/Einschränkungen erhalten demnach in der Tat Hilfe vom Staat. Wobei man aber nicht vergessen darf, dass natürlich bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um diese Sozialleistungen in Anspruch nehmen zu können. Geschenkt wird einem bestimmt nichts.

Hier ein Überblick ab welchem Einkommen man als arm gilt (Jahreseinkommen):

  • Einpersonenhaushalt          $ 12.488
  • Zweipersonenhaushalt       $ 15.877
  • Dreipersonenhaushalt        $ 19.515
  • Vierpersonenhaushalt        $ 25.094
  • Fünfpersonenhaushalt       $ 27.714
  • Sechspersonenhaushalt     $ 33.618

Um an den meisten Programmen teilnehmen zu können, muss das Einkommen 130% bis 180% unter der Armutsgrenze liegen. Ach ja, wer kein US-Bürger ist, kann sich natürlich so gut wie alle Leistungen abschminken. Es gibt recht viele Sozialleistungen, aber dennoch scheint das nicht effektiv zu sein. Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer und etwa 40 Millionen Amerikaner leben unterhalb der Armutsgrenze. Effektiv ist anders. Und ich befürchte, dass sich unter Trump die Situation eher verschlimmert.

Quelle: http://federalsafetynet.com/us-welfare-programs.html

8. EXOTISCHE TIERHALTUNG

Amerika heißt nicht umsonst “Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten”. Wenn man im richtigen Bundesstaat lebt, kann man sich ohne weitere Probleme Wildtiere wie Löwen, Tiger oder Bären als Haustier halten. Aber nach einem Vorfall in 2011, in dem ein Mann seine 18 Tiger, 17 Löwen, acht Bären, drei Pumas, zwei Wölfe, einen Pavian und einen Makaken freigelassen hatte, haben einige Staaten ihre Gesetze verschärft. Nun gibt es “nur” noch eine Handvoll Staaten in denen es überhaupt keine Auflagen für die Exotische Tierhaltung gibt.

exotische Tiere in USA

Diese Grafik verdeutlicht, welche Staaten es nicht ganz so ernst mit dem Wohlbefinden von Wildtieren meinen. Das nennt sich hier Freiheit.

Die übrigen Staaten verlangen Lizenzen, die mal einfacher und mal schwieriger zu bekommen sind. Hier in Florida zum Beispiel werden Wildtiere in drei verschiedene Klassen eingeteilt. Wobei Tiere der Klasse III verboten sind. Für Tiere der Klassen II und I benötigt man eine Lizenz.

Aber was nützen alle diese Regeln und Gesetze wenn es doch wieder mal ein Schlupfloch gibt? Wer seine wilden Exoten der Öffentlichkeit zugänglich macht, kann eine Lizenz Klasse C (gilt für Zoos und Zirkus) beim Landwirtschaftsministerium (USDA) beantragen und sich jedes Tier anschaffen. Die Auflagen zur Haltung sind nicht sehr anspruchsvoll. Auch die Kosten halten sich mit jährlich 30 bis 300 Dollar, je nach Anzahl der Tiere, im Rahmen.

Laut Carson Barylak, (IFAW) leben in den USA ca. 10.000 Raubkatzen (vor allem Tiger) in Gefangenschaft. Das sind mehr als es in der freien Wildbahn noch gibt.

Ein verheerendes Problem der Exotischen Tierhaltung ist die Sicherheit von Mensch, Tier und Ökosystem. Leider kommt es immer wieder vor, dass Exoten achtlos in einem Lebensraum ausgesetzt werden, in dem sie nicht heimisch sind. Darunter leiden die empfindlichen Ökosysteme. In den Everglades zum Beispiel versuchen Biologen und Parkschützer den Tigerpyton und dessen Hybriden auszurotten, da diese keine natürlichen Feinde haben. Mehr zum Thema Everglades gibt es hier in meinem Beitrag.

Um dem unsinnigen Aussetzen von Wildtieren entgegenzuwirken, wurde der “Exotic Pet Amnesty Day” eingeführt. Seit 2006 können Besitzer anonym ihre besonderen “Haustiere” abgeben, welche noch am selben Tag von verantwortungsvollen Menschen adoptiert werden. Jährlichen finden mehrere dieser Events in den USA statt.

An dieser stelle möchte ich eine wundervolle und augenöffnende Dokumentation zu diesem Thema empfehlen: “Elephant in the Living Room”.

9. WAFFEN

Heikles Thema, insbesondere in diesem Jahr nach 23 Schulschießereien! Parkland (Florida) bleibt mir dabei besonders im Gedächtnis. Am 14. Februar 2018 erschoss der 19-jährige Nikolas Cruz 14 Schüler, drei Lehrer und verletzte 15 weitere mit einem Gewehr. Dieses sinnlose Blutbad hat erneut eine heftige Diskussion zum Thema Waffengesetz ausgelöst. Dieses mal habe ich allerdings wirklich das Gefühl, dass sich etwas ändern kann. Im November sind Wahlen und ich bin mehr als gespannt.

Die besonders innige Beziehung zu Waffen ist in Amerika historisch gewachsen. Das 2nd Amendment (2. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Saaten von 1791) besagt: “Da eine wohlgeordnete Miliz für die Sicherheit eines freien Staates notwendig ist, darf das Recht des Volkes, Waffen zu besitzen und zu tragen, nicht beeinträchtigt werden.” Vielen Amerikanern ist dieser Artikel heilig, dabei übersehen sie meiner Meinung nach, dass man die Gesetze an die modernen Waffen des 21. Jahrhunderts anpassen sollte.

Wozu braucht ein Zivilist ein halbautomatisches Maschinengewehr? Um sich vor einem Putsch zu verteidigen? Also Bitte. Wer Waffen faszinierend findet und gerne auf den Schießstand geht soll das bitte machen. Das ist jedem seine private Angelegenheit, ein Hobby/Sport eben. Die Diskussion um ein neues strengeres Waffengesetz spaltet das Land zur Zeit sehr. Ich kann sogar nachvollziehen, dass man in bestimmten Gegenden eine Waffe zur Selbstverteidigung braucht. Zu diesem Thema möchte ich mich allerdings noch detaillierter befassen.

Für US Bürger ist es in der Regel unkompliziert eine Waffe oder ein Gewehr zu kaufen. Aber hier gelten, wie immer, in jedem Staat andere Gesetze. (Warum heißt es eigentlich Vereinigte Staaten, wennn dann doch alle ihr eigenes Ding machen?)

In Florida kann jeder US Bürger, der mindestens 18 Jahre alt ist, eine Handwaffe bzw. ein Gewehr kaufen. Lizenzen sind nicht erforderlich es sei denn, man möchte seine Handwaffe bei sich tragen (kostet schlappe 70 Dollar). Des weiteren müssen die Waffen nicht einmal registriert werden. Für verurteilte Straftäter ist es immerhin rechtswidrig eine Schusswaffe zu kaufen oder zu besitzen. Aus diesem Grund muss jeder Händler einen Background Check des Käufers veranlassen. Dieser muss dann drei Tage warten ehe er seine Waffe tatsächlich in den Händen halten darf, vorausgesetzt seine Weste ist rein.

10. RECHTS ÜBERHOLEN

Da schlägt sich jetzt wahrscheinlich jeder Deutsche die Hände über den Kopf. Aber ja, es ist legal und wird hier oft praktiziert: Das Rechtsüberholen!

Autobahn

Man kann den Überholvorgang auf einem Bild natürlich nicht nachvollziehen, aber es wird nach Lust und Laune überholt. Die I95 ist die inoffizielle Rennstrecke in Miami. Die Fahren hier wie die Berserker.

Zwar ist es auch hier so gedacht, dass sich langsamere Fahrzeuge rechts halten sollen und von links überholt wird. Aber in der Praxis funktioniert das nicht. Einerseits gibt es hier nämlich Ausfahrten auf der linken Seite, andererseits gibt es hier sechs- bis achtspurige Interstates, bei denen das einfach nicht denkbar ist, immer von links zu überholen. Also ich bin mittlerweile eine äußerst vorausschauende Fahrerin geworden. Immerhin gibt es nicht wirklich Drängler hier, da man – wie gesagt – von allen Seiten überholen darf. Auf jeden Fall muss man besonders genau gucken, wenn man die Spur wechseln möchte. Außerdem darf man in Florida nur maximal 110 kmh (70mph) fahren.

Puh das war ganz schön viel Information. Ich hätte zu jedem einzelnen Thema noch so viel mehr schreiben können, aber irgendwann ist ja auch mal gut. Ich hoffe ich konnte einen kleinen Eindruck vermitteln was hier drüben anders läuft.

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