Nach drei Monaten in Miami haben wir unsere Familie, bestehend aus meinem Mann, meiner Wenigkeit und unseren zwei Stubentiger, um eine Fellnase bereichert. Joy Mandela (ja sie hat zwei Namen… dazu später mehr) hat unsere Herzen im Sturm erobert. Wo wir sie gefunden haben und wie man einen Hund hier drüben adoptiert, erläutre ich in diesem Beitrag.
WIR GEHEN NUR MAL GUCKEN
Mein Mann und ich wollten schon immer einen Hund haben. In Berlin war das leider aufgrund von Zeit- und Platzmangel nicht möglich. Hier in Miami hat sich unsere Lebens- und Wohnsituation jedoch geändert, sodass es uns nun möglich ist, einem Hund gerecht zu werden.
Wir hatten uns mehrmals in zwei verschiedenen Tierheimen in Miami-Dade umgeschaut und haben dabei festgestellt, dass es immer recht gut besucht war und die Leute hier offenbar gerne Tiere adoptieren. In Berlin waren wir auch ab und zu im Tierheim um mal zu gucken, aber da war nicht einmal Ansatzweise so viel los wie hier. Anfang Oktober 2016 haben wir unsere kleine Joy schließlich im Miami-Dade Tierheim gefunden. Sie war einer der mitleiderregendsten Hunde die ich je gesehen habe. Sie hatte sich in eine Decke eingemurmelt, ihre großen Fledermausohren waren das einzige was man von ihr sehen konnte. Ein Mitarbeiter hat Joy (die damals noch Roxy hieß) für uns aus ihrem Käfig geholt und in einen, ich nenne es mal “Kennenlern-Raum” gebracht. Joy war damals ca. acht Monate jung und war extrem eingeschüchtert. Ich hatte mich hingehockt und sie hat sich gleich hinter mir versteckt und Schutz gesucht. Da war es eigentlich schon um uns geschehen: “Die nehmen wir mit.”
Der Adoptionsprozess verlief wie am Schnürchen. Joy wurde vom Mitarbeiter zum hauseigenen Tierarzt gebracht wo sie gechipt und geimpft wurde. Das ist hier Pflichtprogramm. Anschließend mussten wir einige Formulare ausfüllen und einen Termin für Joys Sterilisation vereinbaren. Im Tierheim wird die Operation kostenlos durchgeführt. Falls man sein adoptiertes Tier nicht sterilisieren oder kastrieren lässt, muss man hier eine 500 Dollar Strafe zahlen. Die Tierheime sind hier hoffnungslos überfüllt und überfordert, sodass man um jeden Preis verhindern möchte, dass sich die Tiere vermehren oder eventuell vom neuen Besitzer für Zuchtzwecke missbraucht werden. Mehr zum Thema Tierheime und kommerzielle Hundezucht in Amerika gibt es hier.
Bis heute wissen wir nicht ganz genau warum wir nichts für Joy bezahlen mussten. Denn auch hier zahlt man eigentlich eine Art Spende an das Tierheim, wenn man ein Tier adoptiert. Wir nehmen an, dass die Mitarbeiter einfach froh waren, dass wir einen Hund an uns nehmen, der ein Leben lang Medikamente benötigt und vom Verhalten her sehr viel Aufmerksamkeit fordert. Hach unser kleines “Schnäppchen”.

Zum ersten Mal Gassi gehen. Joy wusste garnicht was wir von ihr wollten.

Wie kann man so mitleidserregend und niedlich zugleich aussehen?
JOYS VORGESCHICHTE
Laut den Informationen vom Tierheim wurde Joy konfisziert, weil der Besitzer verstorben ist. Sie kam zusammen mit ca. sieben anderen Hunden, die ihr sehr ähnlich sahen, ins Tierheim. Ihre ersten acht Lebensmonate müssen die Hölle für sie gewesen sein. Sie war vollkommen verdreckt, ihre Krallen wurden noch nie geschnitten und ihre Augen wurden ebenfalls nie behandelt. Joy leidet nämlich an KCS (Keratoconjunctivitis Sicca), was vereinfacht gesagt bedeutet, dass sie keine Tränenflüssigkeit produzieren kann. Wir haben zum Glück eine tolle Ärztin gefunden die sich auf Tieraugen spezialisiert hat. In den ersten sechs Wochen bekam Joy drei verschiedene Tropfen und Salben je dreimal täglich. Sie war so tapfer und hat alles über sich ergehen lassen. Wir konnten durch diese Behandlung die Tränenproduktion tatsächlich sogar wieder etwas anregen, aber die Augentropfen braucht sie dennoch zweimal täglich. Mittlerweile gehört das aber zu unserem Alltag und stellt keinerlei Problem dar.
Was aber etwas Geduld und Zeit in Anspruch nahm war Joys Verhalten. Sie kannte absolut gar nichts. Wir vermuten, dass sie noch nie zuvor draußen gewesen war oder Kontakt zu anderen Menschen hatte. Sie hatte keine Ahnung was eine Wiese ist, geschweige denn was man auf einer Wiese so macht als Hund. Stubenrein war sie nämlich nicht. Die kleine Maus war anfangs sogar so verängstigt, dass sie gepullert hat, wenn mann sich leicht über sie gebeugt hatte. Wir mussten ihr wirklich alles beibringen. Aber je mehr wir ihr Vertrauen gewonnen hatten, desto verspielter und lebhafter wurde sie. Ich werde nie ihr erstes Schwanzwedeln vergessen. Sie spielte mit ihrem Spielzeug und plötzlich fing ihr Schwanz an zu wedeln. Sie hatte sich ganz verdutzt zu ihrem Hinterteil umgedreht und ihren wedelnden Schwanz angeschaut, als ob der ein Eigenleben hätte. Solche Aha-Momente gab es einige, was uns natürlich sehr gefreut hat.
Jetzt nach fast zwei Jahren ist Joy immer noch ein scheuer Hund der fremden Menschen erstmal mit Skepsis begegnet, aber sie ist happy. Letzte Woche hat sie ein 12 Wochen Hundetraining erfolgreich abgeschlossen. Nun liegt sie neben mir und döst. So soll es auch sein.

Joy macht das was sie am besten kann… chillen. Muss sie sich von den Katzen abgeschaut haben.

Kajaken in Miami.
WARUM EIGENTLICH JOY MANDELA?
Wir dachten uns, da Joy Amerikanerin ist, sollte sie auch zwei Namen haben. Das ist bei den Zweibeinern hier üblich, warum dann nicht auch bei Tieren? 😉 Joy bedeutet übersetzt Freude, genau das bringt sie uns jeden Tag. Deshalb also Joy. Mandela haben wir gewählt, da Joy und Nelson Mandela etwas gemeinsam haben. Nachdem Nelson Mandela zwei Jahrzehnte lang Steine auf Robben Island zertrümmert hat, sind seine Tränenkanäle ausgetrocknet. Er konnte, so wie unsere Joy, keine Tränen produzieren. Nach seiner Entlassung hatte er sich aber einer Operation unterzogen, die das Problem beheben konnte. Das ist bei Joy allerdings nicht möglich da es sich bei ihr um eine Autoimmunerkrankung handelt. Des Weiteren ist mein Mann zum Großteil in Südafrika aufgewachsen, somit hat Mandela auch noch eine persönliche Bedeutung.
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