In diesem Beitrag möchte ich euch gern erzählen wie ich mein Visum bekommen habe und was ich dafür tun musste.
DIE US-BOTSCHAFT
Die US-Regierung ist ja ein bisschen misstrauisch, wenn es darum geht eine Weile in den Staaten zu leben. Aus diesem Grund ist alles kompliziert und dauert auch seine Zeit. Der neue Arbeitgeber meines Mannes hat sich um sein Visum gekümmert und eine Anwaltskanzlei beauftragt, den Antrag abzuwickeln. Diese Kanzlei hat sich auf Visa-Anträge spezialisiert und hat der neuen Firma auch einiges gekostet. Mein Mann musste keinen Cent aus eigener Tasche zahlen. Nachdem mein Mann sein Visum erhalten hatte, war ich an der Reihe. Damit auch wirklich nichts schief geht, haben wir dieselbe Anwaltskanzlei um Hilfe gebeten. Denn wenn man auch nur eine Kleinigkeit nicht korrekt angibt, kann das schon fatale Folgen haben. Ich wollte ja schon gern mit meinem Mann zusammen bleiben. Also dann lieber etwas Geld (ca. 700 bis 800 Euro) in die Hand nehmen und auf der sicheren Seite sein. Mit Hilfe der Kanzlei hatte ich mein DS-160 Formular ausgefüllt und abgeschickt. Daraufhin hatte die Kanzlei anschließend ein Interview-Termin in der Berliner Botschaft (Clayallee 170) für mich vereinbart. Einen Tag zuvor gab es noch ein Telefongespräch in welchem ich auf mein alles entscheidendes Interview vorbereitet wurde.
Am 30. Juni 2016 fand ich mich vor der Berliner US-Botschaft wieder. Kleiner Tipp am Rande: Lasst all eure technischen Geräte zu Hause. Kein Handy, kein MP3-Player kein garnichts. Ganz wichtig: keinen Lippenstift oder Labello mitbringen! Wirklich, das ist kein Scherz. Die Ansage kommt dann von einer US-Mitarbeiterin. Taschen sind auch nicht erlaubt. Gegen eine kleine Handtasche oder Turnbeutel ist aber nichts zu sagen, es muss halt nur klein sein. Die Macht der Gewohnheit hatet mich natürlich fest im Griff. Natürlich habe ich mein Handy eingesteckt, und auch eine größere Tasche hatte ich dabei. Als mir dann langsam dämmerte, dass ich damit nicht in die Botschaft darf, musste ich mit was einfallen lassen. Die netten Polizeibeamten – die vor der Botschaft den Straßenbauarbeitern bei der Arbeit zuschauten – gaben mir den Tipp zum U-Bahnhof Oskar-Helene-Heim zu laufen und meine Sachen beim Kiosk abzugeben. Gesagt getan, die Kiosk-Dame weiß schon bescheid und kassiert zwei Euro. Why not? Ich bekam allerdings keinen Zettel, wie man das sonst von Garderoben kennt, aber mir blieb nichts anderes übrig als ihr zu vertrauen.
Ausgerüstet mit meinen Unterlagen (Einladung zum Termin, Kopie vom Visa meines Mannes, Original Eheurkunde), Reisepass und meinem Portmonee durfte ich nun in die Botschaft. Jeweils in Fünfer-Gruppen wurden die Leute reingelassen. Zunächst zeigt man einem Beamten seinen Pass und sagt um wie viel Uhr man seinen Termin hat, direkt im Anschluss folgt ein Sicherheitscheck wie beim Flughafen. Es wird auch alles immer doppelt erklärt (auf deutsch), was man wann zu tun hat. Man muss lediglich zuhören. Im Warteraum gibt man seine Einladung sowie seinen Pass ab und gibt an für welches Visa man sich bewirbt. In meinem Fall ist es das I Visa für Ehepartner, welches für fünf Jahre gültig ist. Dieses ist also mit dem meines Mannes gekoppelt. Ich darf mich damit in den USA aufhalten, aber nicht arbeiten… goodbye Unabhängigkeit.
Die Klimaanlage in der Botschaft lief auf hochtouren, sodass ich meine Jacke wieder anziehen musste. Die Stimmung unter den wartenden war sehr gut, jeder hat ein bisschen mit jedem geplaudert. Ziemlich untypisch eigentlich… insbesondere in Deutschland, oder? Meiner Erfahrung nach wird man meistens skeptisch beäugt, wenn man sich einfach nur unterhalten und die Zeit totschlagen will. Nach wenigen Minuten wurde ich schon namentlich an Schalter eins gerufen. Es läuft ein bisschen wie an einem Bahnhof oder einer Bank ab. Dort habe ich der Mitarbeiterin die Visakopie meines Mannes in die Hand gedrückt. Wieder Platz nehmen und warten. Diesmal etwas länger. An Schlater drei wurden dann meine Fingerabdrücke genommen. Hinsetzen und warten. Nun wurden die Leute wieder in Fünfer-Gruppen an Schalter fünf gerufen. Die Mitarbeiter in der Botschaft sind übrigens alle zweisprachig. Ich hatte das Gefühl sie bevorzugen englisch, aber deutsch war auch kein Problem. Am Schalter fünf fand das eigentliche Interview statt. Ich konnte das Gespräch der Dame vor mir mithören. Eigentlich mag ich belauschen ja garnicht, aber ich wollte unbedingt wissen was für Fragen gestellt werden.
Es stellte sich heraus, dass jene Dame eine Kamerafrau ist und für keine geringere Sendung als „Goodbye Deutschland“ dreht. Tja, sie wurde anscheinend nicht so gut auf das Interview vorbereitet, denn sie hatte nur ein falsches Wort gesagt: „TV Reality Show“ damit war die Sache gelaufen. Der Beamte meinte, dass das mit Ihrem Visa nicht funktionieren würde. Als sie sich daraufhin korrigierte und klarstellte, dass es sich bei dieser Sendung um eine Dokumentation handle, (was ja auch stimmt) hatte der Beamte kein Verständnis und lehnte Ihren Visa-Antrag rigoros ab. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich dann doch leichte Panik. Es gab zwar keinen Grund, aber trotzdem war mir mulmig zumute. Nun war ich an der Reihe. Nachdem ich den Beamten freundlich begrüßt hatte, lief alles easy peasy. Der Beamte wollte nur unsere Ehe Urkunde sehen und das war es auch schon. Mein Pass soll innerhalb der nächsten fünf Tage zugeschickt werden.
Soweit so gut, aber das wird jetzt echt knapp. Denn entgegen aller Ratschläge hatten wir unsere Flüge bereits gebucht und zwar für den 07. Juli 2016! Alle späteren Flüge waren viel zu teuer. Wir mögen es halt spannend. Bis zum letzten Tag mussten wir zittern, und dann endlich am 06. Juli einen Tag vor Abflug, kam mein Pass mit meinem Visum an! Oh man, diesen Nervenkitzel brauche ich definitiv nicht nocheinmal.